Wegedurchlass im Oberlauf der Kleinen Schmalenau. Ein Absturz und eine glatte Sohle sind für Groppen und viele andere Bachbewohner ein unüberwindbares Hindernis.
Grundlagen
Von Natur aus sind die meisten Bäche und Flüsse wenigstens zeitweise durchgängig. Fische und Kleinstlebewesen können auf- und abwärts wandern. Der Schotter (Geschiebe) wird bei Hochwasser transportiert. Laub, Äste, Pflanzenteile und Samen trägt das fließende Wasser talabwärts, bis sie irgendwo am Ufer oder bei Hochwasser in der Aue liegen bleiben.
Praktisch alle Fischarten wandern zeitweise. Sie suchen einen geeigneten Laichplatz. Sie schwimmen in ruhiger fließende Bereiche, um Schutz vor dem reißenden Hochwasser zu finden. Sie wandern bachaufwärts, nachem sie das reißende Hochwasser mitgerissen hat (die sog. Hochwasserdrift) - so können sie ihre bekannten Lebensräume wieder besiedeln. Jungfische einiger Arten suchen von den Elterntieren getrennte Lebensräume auf, um nicht von ihnen gefressen zu werden. Es ist ein Kommen und Gehen im Bach.
Bei den Fischen unterscheidet man Lang-, Mittel- und Kurzdistanzwanderer. Die Fische der Bäche im Gebiet des LIFE-Projektes zählen zu den Kurzdistanzwanderfischen. Wir können davon ausgehen, dass sie im Bach Strecken bis zu einigen Kilometern zurücklegen.
Unter den Kleinstlebewesen am Grund des Baches und im Kieslückensystem gibt es viele Arten, die die bachabwärts gerichtete Verdriftung bei Hochwasser durch Aufwärtswanderungen kompensieren müssen. Einige tun dies als geschlüpftes, flugfähiges Insekt. Andere, wie zum Beispiel die Bachflohkrebse, wandern auf dem Bachgrund. Wer im Sommer mal ruhig an einem der Bäche sitzt, kann das Aufwärtsfliegen der Insekten beobachten. Und dort, wo Bachflohkrebse zahlreicher sind, erkennt man deren schier unermüdliche Wanderung bachaufwärts.
Möhnetalsperre
Das größte Wanderhindernis ist die Möhnetalsperre. Sie schließt den Teil des Projektgebietes, der nördlich der Wasserscheide von Ruhr und Möhne liegt, nach unterstrom unüberwindbar ab. Wir wissen nicht, welche Bedeutung dies langfristig für das Überleben der Tiere in den Bächen dieses Teils des LIFE-Projektgebietes hat. Allerdings gibt es im Sauerland Beispiele dafür, dass zumindest seit Jahrzehnten oder auch länger dauerhaft überlebensfähige Fischpopulationen in abgeschlossenen Einzugsgebieten überleben können. Und aus dieser Abgeschlossenheit mag in der Zukunft eventuell auch ein Vorteil erwachsen: Sie schützt zu einem gewissen Maße vor einwandernden, fremdländischen Konkurrenten, die die Tierwelt mancher heimischer Flüsse schon dominieren.
Wanderhindernisse im Projektgebiet
Unstreitig ist, dass die Wanderhindernisse in den Bächen des LIFE-Projektgebietes eine Beeinträchtigung bedeuten. Sie erschweren oder verhindern die Wanderung. Sie erschweren auch die Wiederbesiedlung von Bachabschnitten, die in der Vergangenheit wegen unterschiedlicher Beeinträchtigungen nicht besiedelt waren. Dazu gehört die Versauerung von Bächen durch Luftschadstoffe bis in die 1990er Jahre und die Verdunkelung durch einförmige Fichtenforste.
Für die Heve, die Kleine Schmalenau, die Große Schmalenau und den Hevensbrink hat die ABU eine Karte erarbeitet, die u.a. die Wanderhindernisse enthält.
Im Gebiet des LIFE-Projektes gibt es drei typische Wanderhindernisse: durch Sohlerosion entstandene Abstürze auf dem Grundgebirge, Querbauwerke, die ohne Rücksicht auf die Durchgängigkeit unsachgemäß gebaut wurden, und ein Wehr, das von der früheren Nutzung der Auen zeugt.